Gin & Zigarre Teil 3: Gin Arten
Ob Gin pur, als Cocktail oder Gin-Tonic – Gin ist ungebrochen beliebt und erobert sich immer mehr Raum in Verbindung mit dem Genuss einer Zigarre. Grund genug sich dieses weite Feld einmal genauer anzuschauen. In Teil 3 beleuchten wir, was einen Distilled Gin von einem Compound Gin unterscheidet sowie im bald folgenden Teil 4 wie man die verschiedenen Gin Arten in kleinen Mengen selbst herstellen kann.
Die wichtigsten Botanicals von A bis Z:
Angelikawurzel (Engelwurz): Angelikawurzel ist einer jener Bestandteile, welche zusammen mit Wacholderbeeren das Basisaroma von Dry-Gins bilden. Angelikawurzel verleiht dem Gin ein erdiges, herbes Aroma mit leichten Moschus-Noten.
Wacholder, Koriander und Angelikawurzel findet man in dieser Kombination in fast jedem Gin.
Anis: Als Gin-Botanicals eignen sich sowohl Sternanis als auch Anissamen.
Basilikum: Das Gewürzkraut aus der italienischen Küche verleiht Gins eine frische, grüne Note.
Kardamom: Am bekanntesten ist der grüne Kardamom, dessen süßer, leicht scharfer Geschmack gerne auch Weihnachtsgebäck und Glühwein verfeinert. Wer es pikanter mag, verwendet schwarzen Kardamom.
Koriander: Für Gin werden die Koriandersamen verwendet, nicht das Kraut. Die Samen gehören wie Wacholder oder Angelikawurzel zu den traditionellen Gin-Zutaten. Koriander ist Teil der typischen Basisnote von Dry-Gins.
Kubeben-Pfeffer (Java Pfeffer): Diese Pfeffersorte ist auch als Schwanzpfeffer bekannt. Die Pfefferkörner lassen sich leicht an ihren Stielen erkennen, die wie kleine Schwänzchen aussehen. Kubeben-Pfeffer ist aromatischer als schwarzer Pfeffer und bringt Kräuter- und bittere Zitrusnoten mit. Die Pfefferkörner verfügen über einen hohen Gehalt von ätherischen Ölen, welche an Minze und Eukalyptus erinnern.
Kümmel: Kümmel ist ein beliebtes Spirituosengewürz. Sein warmer, leicht scharfer Geschmack passt gut zum Aroma der Wacholderbeeren. Aber Obacht, denn Kümmel wird schnell dominant, was dann eher an Aquavit als an Gin erinnert.
Muskatnuss: Das Aroma der Muskatnuss passt als Ergänzung gut zu sehr unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Geringe Mengen reichen für die Gin-Herstellung aus, Muskat wird schnell sehr intensiv.
Nelken: Nelken geben dem Gin ein süßlich-herbes Aroma. Man verwendet die getrockneten Blüten, die sich als klassische Nelken im Handel finden. Achtung, auch Nelken werden sparsam verwendet, da sie sonst schnell in den Vordergrund treten.
Paradieskörner: Die würzigen, pfefferähnlichen Körner stammen aus Westafrika. Ihr Geschmack ist facettenreicher als der des schwarzen Pfeffers. Sie haben eine aromatische Schärfe und erinnern gleichzeitig an Zimt, Ingwer sowie Kardamom.
Rosmarin: Rosmarin hat einen aromatischen und leicht harzigen Geschmack. Er harmoniert gut mit bitteren Gin-Botanicals.
Salbei: Auch wenn der Salbei zu den Kräutern gehört, hat er einen eher würzigen und bitteren Charakter als einen typisch grünen oder krautähnlichen. Er passt gut zu klassischen Gin-Rezepten.
Schwarzer Pfeffer: Schwarzer Pfeffer verleiht der Gin-Mischung einen scharf-würzigen und wärmenden Akzent.
Zimt: Der warm-würzige Geschmack von Zimtrinde lässt sich gut mit einer Vielzahl von weiteren Botanicals kombinieren.
Zitrusfrüchte: Zitrusfrüchte verleihen Gin einen frischen bis leicht säuerlichen Geschmack. Sie sind bei fast allen Dry-Gins in der Basisnote zu finden.
Botanicals außer der Reihe:
Rosenblätter, Jasminblüten, Veilchenblüten: Insbesondere die Japaner experimentieren neben den klassischen Gins mit Blütenblättern und erzielen dabei leckere, aber eher Gin-untypische blumige Noten.
Brennnessel, Dill, Vogelbeere, Hölzer, Brombeere, Nana-Minze oder Majoran, um nur einige zu nennen, zählen zu den Exoten unter den Gin-Botanicals und finden sich eher selten in Gins.
Sie und viele andere "Abweichler" versprechen ein interessantes Experimentierfeld jenseits des Gewohnten. Hier sind der Fantasie keine Begrenzungen auferlegt.
Gin-Arten - viele Wege führen zum Gin
Compound Gin
Compound Gin ist eine Art von Gin, der im Gegensatz zu destillierten Gin-Sorten nicht durch die zweite Destillation nach der Aromatisierung hergestellt wird, sondern durch Mischen von neutralem Alkohol mit verschiedenen Botanicals und anschließender Filtrierung. Die Botanicals werden dem Alkohol also direkt beigefügt und nach dem Ziehen ausgefiltert, ohne eine letzte Destillation, wie es bei Distilled Gin der Fall wäre.
Bei der Herstellung von Compound Gin werden die Botanicals, wie z.B. Wacholderbeeren, Koriander, Angelikawurzel, Zitronenschalen und andere Aromen, in einem neutralen Alkohol eingelegt und über einen bestimmten Zeitraum mazeriert. Dadurch können sich die Aromen und Geschmacksstoffe in den Alkohol einbinden und den gewünschten Gin-Charakter erzeugen.
Compound Gin ist oft etwas günstiger als destillierter Gin, da der Herstellungsprozess einfacher ist und keine aufwendige Destillationsausrüstung benötigt wird, wenn statt einem eigenen Grunddestillat Agraralkohol aus dem Handel verwendet wird. Allerdings kann er auch etwas anders schmecken als destillierter Gin, da die Aromen aufgrund des Mischprozesses möglicherweise nicht so tief in den Alkohol eingebunden sind, wie bei destilliertem Gin.
Compound Gin ist normalerweise farblos, da er nicht in Holzfässern gelagert wird und ihm keine künstlichen Farbstoffe hinzugefügt werden. Die Farbe von Compound Gin kann jedoch variieren, je nachdem welche Botanicals in welcher Menge verwendet und mit welcher Einwirkzeit ziehen gelassen werden. Um sicherzustellen, dass der Compound Gin farblos bleibt, empfiehlt es sich, eine angemessene Menge von neutralen Botanicals wie Wacholderbeeren, Koriander, Angelikawurzel und Zitronenschalen zu verwenden und eine kurze Ziehzeit von 24 bis 48 Stunden einzuhalten.
Nach der Ziehzeit sollten die Botanicals sorgfältig ausgefiltert werden, um sicherzustellen, dass keine Rückstände im Gin verbleiben, die zu einer Verfärbung führen könnten. Eine zu lange Ziehzeit oder zu hohe Konzentration von Botanicals kann zu einer Verfärbung des Gins führen.
Distilled Gin
Distilled Gin wird im Unterschied zum Compound Gin auf eine etwas kompliziertere Art und Weise hergestellt. Während beim Compound Gin die Aromatisierung durch Mazeration und abschließendes Filtrieren erfolgt, wird beim Distilled Gin nach der Aromatisierung zusätzlich noch einmal destilliert. Das bedeutet, dass die verschiedenen Botanicals nicht nur in reinem Alkohol mazeriert, sondern noch einmal gemeinsam destilliert werden. Hierbei bleiben alle festen und nicht flüchtigen Komponenten der Botanicals zurück, die eine Färbung oder Trübung des Endproduktes bedeuten könnten.
Im Allgemeinen müssen alle Botanicals, die bei der Herstellung von Distilled Gin verwendet werden, in einem Alkohol von hohem Reinheitsgrad destilliert werden, um ihre Aromen zu extrahieren. Diese destillierten Botanicals werden dann mit weiterem neutralem Alkohol gemischt und in der Regel nochmals destilliert, um das endgültige Produkt zu erhalten.
In der EU muss Distilled Gin einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 % vol. alc. aufweisen und Wacholderbeeren müssen als dominantes Aroma wahrnehmbar sein. Die Verwendung anderer Botanicals ist erlaubt, solange sie den Geschmack der Wacholderbeeren nicht überdecken.
Einige bekannte Marken von Distilled Gin sind Tanqueray, Bombay Sapphire oder Beefeater.
Distilled Gins sind farblos, da durch den Destillationsprozess nach dem Aromatisieren nebst den Feststoffen etwaige Verfärbungen durch die eingelegten Botanicals in der ursprünglichen Mischung verbleiben.
Aged Gin
Aged Gin ist eine Variante von Compound und Distilled Gin. Er entsteht, wenn der Gin für eine gewisse Zeit in Eichenfässern oder anderen Holzbehältern gelagert wird, ähnlich wie Whisky oder Rum. Während dieser Lagerung nimmt der Gin den Geschmack, das Aroma und die Farbe des Holzes auf, was zu einem komplexeren und reichhaltigeren Geschmack führen kann.
Im Gegensatz zu "normalem" Gin, der farblos ist, kann Aged Gin eine goldene oder bernsteinfarbene Farbe haben. Der Geschmack kann je nach Art des Holzes, des vorangegangenen Lagergutes und der Dauer der Lagerung variieren. Manche Aged Gins haben einen weichen und holzigen Geschmack, während andere einen stärkeren Einfluss von Vanille, Karamell oder anderen Aromen aus dem Holz gezogen haben.
Aged Gin wird oft als Alternative für Whisky-Liebhaber empfohlen, die auf der Suche nach einer Variante von Gin sind, die reicher und komplexer ist als ungealterter Gin. Er kann sowohl pur genossen werden als auch als Zutat in verschiedenen Cocktails verwendet werden, wie zum Beispiel in einem Negroni oder einem Martinez.
Freuen Sie sich jetzt schon auf Teil 4 unserer Serie, in dem wir Ihnen verraten werden, wie man Gin auch selbst herstellen kann. In Teil 5 erwarten Sie leckere Rezepte mit und rund um Gin - lassen Sie sich überraschen.
Bis dahin wünschen wir Ihnen eine genussvolle Zeit
Ihr WOLSDORFF-Team
Hier finden Sie die anderen Teile der Serie Gin & Zigarre:
Zigarre & Gin Teil 1 Was ist Gin?
Zigarre & Gin Teil2 - Alles zur Gin Herstellung
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