Gin & Zigarre Teil 4: Gin selbst herstellen
Die unkomplizierteste Möglichkeit, zu einem Gin zu gelangen, ist natürlich, ihn im WOLSDORFF Shop zu erstehen. Doch warum sollte man sich nicht den Spaß gönnen und es einmal ausprobieren, selbst einen Gin zu kreieren?
Compound Gin selbst machen
Einen eigenen Gin zu kreieren geht am einfachsten mit einem Compound Gin von statten, denn dieser kommt ohne die doch recht aufwändigen Gerätschaften aus, die man für einen Distilled Gin benötigt.
Compound Gin, auch Bathtub Gin genannt, wird nicht destilliert, sondern wurde früher einfach in Behältern wie Badewannen angesetzt. Diese Methode der Mazeration stammt aus der Zeit der Prohibition, als Spirituosen illegal hergestellt wurden. Heutzutage wählt man hierfür Einmachgläser oder Flaschen.
Gin selbst ansetzen – wie geht das?
Die Idee, Gin durch das Hinzufügen von Botanicals selbst zu aromatisieren, ist einfach umzusetzen. An unvergällten Agraralkohol heranzukommen ist als "normaler" Käufer in der Regel schwierig oder teuer. Man kann stattdessen einen weichen Wodka als Basisalkohol wählen, da dieser meist geschmacks- und geruchsneutral ist. Da (Stand 2024) russische Wodkas nicht im europäischen Handel zu finden sind, können auch Three Sixty Vodka oder ein hochwertiger Deutscher Brandkorn verwendet werden. Wichtig ist ein Alkoholgehalt von mindestens 37,5 %, um die EU-Richtlinien für Gin zu erfüllen.
Es gibt zwei Varianten:
Variante 1: Zuerst werden die Wacholderbeeren in Alkohol eingelegt und für 24 Stunden ziehen gelassen. Danach fügt man weitere Botanicals hinzu und lässt sie für 24-36 Stunden einwirken, je nach gewünschter Intensität. In dieser Version wird der Wacholder wahrscheinlich die dominante Basisnote bleiben.
Variante 2: Alle gewünschten Botanicals werden im passenden Verhältnis mit dem Alkohol vermischt und für 36 Stunden bis zu 4 Tagen ziehen gelassen. Es empfiehlt sich jedoch, mit etwas Erfahrung zu arbeiten, um das perfekte Aromaprofil zu erreichen.
Beide Methoden werden abschließend dekantiert, um die groben Bestandteile zu entfernen. Danach wird die Mischung durch einen Kaffeefilter gefiltert, um die letzten Schwebstoffe zu klären. Fertig ist der selbstgemachte Compound-Gin. Cheers!
Was wird benötigt?
Neben dem Basisalkohol benötigt man Utensilien wie einen Trichter, ein Sieb, einen Kaffeefilter, einen Stößel und einen Zestenreißer für Zitrusschalen. Ein Einmachglas oder eine saubere Flasche wird als Behälter verwendet.
Botanicals: Der Wacholder
Wacholder ist für einen typischen Gin als Basisnote unverzichtbar. Die Beeren können 24 Stunden ziehen, bei 3-4 Tagen intensiviert sich das Aroma. Letzteres birgt allerdings das bei Compound-Gin vorhandene Risiko von Verfärbungen.
Weitere wichtige Botanicals
Neben der Basisnote Wacholder sind Koriandersamen und Zesten von Zitrusfrüchten (Zitronen, Orangen, Limetten) essenziell. Diese verleihen dem Gin eine würzige Zitrusnote und lassen sich mit weiteren Botanicals in andere Richtungen individueller gestalten.
Individuelle Geschmacksrichtungen
Man kann je nach Vorlieben verschiedene Botanicals hinzufügen:
Herbal/Floral: Thymian, Rosmarin, Lavendel, Holunder
Zitrusfrisch/fruchtig: Beeren, Mandarinen, Grapefruit
Würzig: Kardamom, Schwarzer Pfeffer, Zimt
Je mehr von einem Botanical verwendet wird, desto intensiver wird der Geschmack. So lässt sich der Gin individuell anpassen und verfeinern.
Distilled Gin selbst herstellen
Deutlich aufwändiger ist die Herstellung eines eigenen Distilled Gins. Auch dies ist kein Hexenwerk, sondern gelingt mit der richtigen Ausrüstung ebenfalls.
Was wird benötigt?
Üblicherweise werden ein Stößel zum Zerkleinern der Botanicals und ein Zestenreißer für Zitrusschalen benötigt. Das besagte Einmachglas oder eine saubere leere Flasche dient als Behälter.
Das wichtigste ist natürlich bei dieser Variante der Gin Herstellung ein Destillierapparat, wie er in verschiedenen Volumen im Handel erhältlich ist. Man kann sich auch aus Laborglas und einem Liebigkühler selbst eine Destille zusammenstellen. Geräte bis 2 Liter sind Stand 2024 legal zu betreiben, ohne diese beim Zoll anmelden zu müssen, dürfen jedoch auch nicht für das Brennen von Alkohol oder Alkoholreinigung verwendet werden (siehe Hinweis am Ende).
Worauf man bei der Wahl der Destille zu achten hat, würde diesen Beitrag im Umfang sprengen. Dazu haben wir aber eine sehr hilfreiche Webseite für Sie ausfindig gemacht: #Externer Link: Destille kaufen und selber Schnaps brennen - Destillen legal kaufen (selber-schnaps-brennen.de)
Ein Refraktometer ist von Vorteil, um den Alkoholgehalt des Destillates messen zu können. Nur so lässt sich verlässlich feststellen, wieviel Wasser man dem Ergebnis des Brennvorganges hinzufügen muss, um auf die gewünschte Trinkstärke zu kommen.
Hinweis: Auszug (…) Seit dem 1. Januar 2018 ist es verboten, Brenn- und Reinigungsgeräte, die zur nichtgewerblichen Gewinnung und Reinigung von Alkohol bestimmt sind, unabhängig vom Fassungsvermögen der Brennblase, und auch sonstige Geräte, die zur nichtgewerblichen Gewinnung und Reinigung von Alkohol benutzt werden, unabhängig vom Fassungsvermögen des Gerätes, anzubieten, abzugeben und in Besitz zu halten.
Unter die Reinigung von Alkohol fällt beispielsweise auch die Herstellung von (Obst-) Geisten oder Gin, wenn diese nach der Mazeration erneut destilliert werden. (…) Auszug Ende
(Quelle: Zoll Deutschland Zoll online - Herstellung von Alkohol)
An die Destille, fertig, los
Der Ansatz von Distilled Gin ist im ersten Schritt derselbe, wie beim Compound Gin. Der Unterschied ist, dass bei Distilled Gin die Trennung von Mazerat und den ausgezogenen Botanicals durch eine weitere, abschließende Destillation erfolgt, statt durch eine bloße Filtrierung.
Wer von Anfang an 96%igen Neutralalkohol verwendet, wird nicht zwingend eine Vorlaufabtrennung der Fuselalkohole vornehmen müssen. Es wird aber dazu geraten, trotzdem die ersten Tropfen gesondert aufzufangen um den Geruch zu testen. Riecht es stark nach Klebstoff, muss dieser Teil des Destillates weggekippt werden, bis dieser aufdringliche Geruch verschwunden ist. Einen Nachlauf gibt es wie bei jedem Brennen, welcher ebenfalls entsorgt werden muss. Wer einen "Kater" oder sonstiges Unwohlsein vermeiden will, verzichtet auf die Ausbeute des Vor- und Nachlaufes.
Man erhält ein sehr hochprozentiges Destillat, dessen Alkoholgehalt mittels Wasser auf Trinkstärke verdünnt wird. Manche Quellen sprechen von destilliertem Wasser (Aqua Dest.). Da dies jedoch in größeren Mengen nicht unbedingt der Gesundheit zuträglich ist, raten wir zu demineralisiertem Wasser (Aqua Dem.) oder einem sonstigen, neutral schmeckenden Wasser.
Muss es immer Alkohol sein? Rezept für einen alkoholfreien Gin
Guter Genuss muss keinen Alkohol enthalten. Alkoholfreie Gins erfreuen sich wachsender Beliebtheit und erobern einen immer größeren Marktanteil.
Alkoholfreier Gin wird sowohl im vorher beschriebenen Compound- oder Destillierverfahren hergestellt, genauso, als würde man Alkohol als Träger nehmen. Die benötigten Utensilien sind je nach Verfahren auch identisch. Der Unterschied dazu ist eben, dass Wasser statt Alkohol Verwendung findet.
Dazu haben wir ein schönes Video gefunden, welches wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.
Alkoholfreien Gin selber machen - mit Wasserdampf-Destillation - diSTILLed - YouTube
Hat Sie dieser Beitrag inspiriert, sich einmal durch die Gin Arten zu probieren oder es gar mit selbst gemachtem Gin zu versuchen? Dann wünschen wir viel Spaß beim Anwenden der neu gesammelten Erfahrungen.
Ihr WOLSDORFF Team
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